Nichts dazu gelernt? Bauausschussitzung in Landau

N

Zum Rheinpfalz-Bericht vom 18.03.2021
„Nicht resigniert – doch reichlich desillusioniert“ – um eine Zeile aus einem Hit der Kölner Band „BAP“ zu zitieren – habe ich die Nachricht zur Kenntnis genommen, dass der Landauer Bauausschuss einer Ausweitung des Betriebs des Geothermiekraftwerks im Süden der Stadt wohl eher positiv gegenübersteht. Hat man den wirklich nichts dazugelernt? Während man im benachbarten Frankreich, keine 20km südlich des pannenbehafteten Kraftwerks, die Zeichen der Zeit erkannt und im Elsass alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der „Tiefen – Geothermie“ gestoppt hat, fällt man offenbar im südpfälzischen Landau erneut auf die altbekannten, als Blendgranaten eingesetzten, Scheinargumente herein.
„Wir sind gekommen um zu bleiben!“ – diesen vollmundigen Spruch hatte bereits der Bohrunternehmer Daldrup bei seiner Vorstellungsrunde im Jahr 2014 im Landauer Stadtrat verkündet, kurz bevor sich der Boden in der Eutzingerstraße öffnete und das Kraftwerk wegen der bekannten Hebungen für über 4 Jahre geschlossen werden musste. Erst seit kurzem konnte die Anlage wieder in den Regelbetrieb übergehen. Daldrup hat inzwischen die Wallstatt geräumt und für viel Geld dem Luxemburger Finanzdienstleister „IKAV“ das Feld überlassen. Das Betreiben einer technischen Anlage gehört wohl eher nicht zum Kerngeschäft einer Fondsgesellschaft, dafür glänzt allerdings offensichtlich der Vertreter der neuen Eigentümerin*in, ein Herr Gruber, durch das Herbeten wohl auswendig gelernter Allgemeinplätze zu den angeblichen Vorteilen einer hochumstrittenen Methode der alternativen Energiegewinnung.
Hier stellt sich die Frage, war der alerte Herr Uhde vom Kraftwerk nebenan in Insheim deshalb involviert um die Rolle des Souffleurs übernehmen zu können, sollte Gruber mal den Text vergessen haben?

Doch bleiben wir bei den Fakten. Was Herr Gruber offensichtlich nicht sagte ist, wo denn der Landepunkt der sog. Entlastungsbohrung zu liegen kommen soll. Durch moderne Methoden ist es theoretisch möglich in alle Himmelsrichtungen – auch waagerecht – zu bohren. In diesem Zusammenhang ist es unredlich immer noch die Legende aufrecht zu erhalten, es handle sich bei einem Kraftwerk nach Landauer Muster um einen quasi „geschlossenen Kreislauf“. Das wäre aus technischer Sicht wegen der Abkühlung des Thermalwassers völliger Nonsens. Fakt ist – Wasser wird am Punkt „A“ entnommen und am Punkt „B“ – viele Kilometer entfernt – mittels Druck wieder in den Untergrund entlassen. Wo – das weiß lediglich die Betreiber*in und das Bergamt, das sich bei Nachfragen gerne verschlossen wie eine Auster gibt!

Was bei einem konstanten Massenflow der angestrebten Größenordnung dabei im Untergrund geschieht ist völlig unbekannt. Stichwort Unterspülungen, Erdbewegungen, Hebungen und Senkungen, induzierte Beben usw. Ach – da wäre ja auch noch das Thema „hydraulische Stimulation“ – kurz Fracking genannt. Das alles müsste doch den Landauer Entscheidern noch in guter Erinnerung sein. Wegen der Nähe zu Insheim besteht darüber hinaus die Gefahr, dass sich beide Südpfälzer Anlagen gegenseitig beeinflussen und sich negativer Effekte dadurch verstärken könnten. Das Insheimer Kraftwerk hält mit weit über 100 induzierten Beben einen traurigen Rekord und wird deshalb, trotz Entlastungsbohrung, nur in einem Low – Level Modus betrieben – wenn es denn nicht wieder einmal wegen angeblicher Wartungsarbeiten außer Betrieb ist.

Hinter der Modernisierung der Stromproduktion in Landau steckt vermutlich schlicht der Wechsel des Transmitters Isopentan auf einen anderen Stoff, der dann nicht mehr in der Störfallverordnung gelistet ist, deshalb allerdings nicht weniger kritisch zu betrachten ist.

Die schöngeredeten Prognosen für den Bedarf sind rein spekulative Wunschvorstellungen angesichts der Tatsache das energieeffizientes Bauens längst Standard ist und der örtliche Versorger erst vor kurzem sein Angebot durch die Inbetriebnahme eines modernen zweiten Block seiner dem Kraftwerk nahe gelegenen Heizzentrale beträchtlich aufgestockt hat. Drohen jetzt die altbekannten Tomatenplantagen?

Der in der Branche momentan kursierende „Lithium – Hype“ gehört inzwischen schon zur Folklore im Kanon der altbekannten Rechtsfertigungsversuche bei der Akquise öffentlicher Fördergelder.

Bleibt die Frage der Schadensregulierung. Auch hier ist alles beim alten. 50 Mio. € sind der Mindestversicherungsbetrag über den die Betreiber*in eine Versicherung abschließen muss um eine Betriebserlaubnis zu erhalten. Also auch hier alles beim Alten!

Der Landauer Stadtrat sollte angesichts der drohenden Risiken hoffen, dass der Bohrlandpunkt nicht unter dem Landauer Marktplatz zu liegen kommt. 50 Mio. € reichen bestimmt nicht aus um den denkmalgeschützten Stadtkern zu sanieren.

Thomas Hauptmann

von Ute Bauer

Neueste Beiträge