Zehn Jahre danach

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Hat die „Tiefe Geothermie“ im Oberrheingraben noch eine Zukunft?

Vor zehn Jahren bebte in Landau die Erde. Verursacher war vermutlich das Geothermie-Kraftwerk im Landauer Süden. Zwei Jahre vor diesem nachhaltigen Ereignis war die Anlage, das „Ei des Kolumbus“ der Energiewende im Verständnis „Grüner Energiepolitik“, unter großer Anteilnahme der politischen Prominenz, in Betrieb gegangen, aber nicht richtig ans „Laufen“ gekommen. Der erste Begeisterungssturm war bereits verflogen, die Befürworter, vor allem die Betreiber, standen unter einem immensen Erfolgsdruck. Vermutlich führte eine Erhöhung des Injektionsdrucks zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit bezüglich der Energieausbeute zu den Erschütterungen, die letztendlich bis in die Rheinland-Pfälzische Landespolitik ausstrahlten und bis heute noch nachwirken.

Zehn Jahre nach diesem Ereignis ist die oben gestellte Frage immer noch schwer zu beantworten. Gerade angesichts der aktuellen Klimadiskussion, verbunden mit werbewirksamen, kosmetischen Aktionen wie dem Ausrufen des Klimanotstands, die nicht nur pfälzische Gemeinden in einen wahren „Notstandstaumel“ versetzt, rückt auch das Thema „Tiefe Geothermie“ wieder in den Fokus mancher „Fachleute“ die allerdings mit einer gewissen Beharrlichkeit die Realitäten bezüglich des Gefährdungspotentials, vor allem aber dem tatsächlichen Nutzen ignorieren, zumindest aber kleinzureden versuchen.

Die Argumente gegen die „Tiefe Geothermie“ sind allgemein bekannt, wurden ausführlich kontrovers diskutiert und haben an ihrer argumentativen Strahlkraft nichts eingebüßt. Wir verzichten deshalb auf eine erneute Darstellung unsere Einwände, die letztendlich zu einem Umdenken in der Öffentlichkeit, bei den Behörden und der Landespolitik geführt haben. War noch vor 10 Jahren von 120 Anlagen in Rheinland-Pfalz die Rede, so hat sich diese Ankündigung angesichts der offensichtlichen Probleme inzwischen in Luft aufgelöst. Noch zu Zeiten der alten Landesregierung war von dort die Aussage zu vernehmen, Die Tiefe Geothermie ist in Rheinland-Pfalz kein Thema mehr!“

Inwieweit diese Aussage Bestand hat, wird sich zeigen. Fakt ist allerdings, dass zwar immer wieder einmal der Versuch unternommen wird, einzelne Projekte, wie vor zwei Jahren im Landkreis Germersheim geschehen, auf den Weg zu bringen. Diesen Versuchen wurde allerdings durch die Bevölkerung unter der aktiven Mithilfe engagierter Bürgermeister und couragierter Lokalpolitiker eine klare Absage erteilt.

In Rülzeim flammte jüngst die Diskussion um die dort befindlichen Hinterlassenschaften des „geothermischen Goldrauschs“ wieder auf, ebbte allerdings genauso schnell wieder ab, wie diese aufgeflammt war.

Bleiben die beiden real existierenden Leuchtturmprojekte in Landau und Insheim. Beide Kraftwerke sind nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet, völlig überflüssig und erscheinen sowohl technisch, wie auch als Beitrag zur Energiewende völlig überholt und fristen, ähnlich wie weiland die ausgestorbenen Spezies der Dinosaurier kurz vor ihrem Verschwinden, ein Schattendasein bis zu ihrer endgültigen Abstellung.

Genau hier liegt allerdings das Problem. Die Anlagen sind da und können genutzt werden. Was dort passiert muss unbedingt im Auge behalten werden. Es steht nach wie vor zu befürchten, egal ob die Anlagen technisch aufgerüstet worden sind und jetzt, im Fall Landau immerhin 12 Jahre nach der Inbetriebnahme, den geltenden Vorschriften entsprechen oder nicht, dass die Anlagen für Experimente im Zuge von dubiosen Forschungsaufträgen genutzt werden.

Gerade im Fall Landau ist eine erhöhte Aufmerksamkeit angesichts firmeninterner Umstrukturierungsmaßnahmen, dringend erforderlich. Zwar haben sich die Ankündigungen der Betreiber, die vor fast 2 Jahren eine schnelle Aufnahme des Regelbetriebs ankündigten, wie schon so oft vorher, als nicht haltbare Zweckbehauptung herausgestellt, trotzdem wird an der Anlage mit Nachdruck gearbeitet.

Zwar ist eine Öffnung in Richtung „Öffentlichkeit“, zumindest in Landau, durchaus erkennbar und soweit uns bekannt ist, sind die Aktivitäten dazu geeignet als technische Verbesserungen, zumindest teilweise, Akzeptanz zu erreichen. Unter dem Strich ist es allerdings völlig offen, ob die neuen Miteigentümer, ein Investment-Fond, angesichts dürftiger Renditen den Protagonisten vor Ort weiterhin freie Hand lässt.

Die „Geofuture“ in Insheim, 100%ige Tochter der „Pfalzwerke AG“, mauert nach wie vor und versucht bislang erfolgreich, zusammen mit dem Bergamt, das Landestransparenzgesetz zu unterlaufen.

Aktuell wartet „Pfalz Parterre“ seit 700 Tagen auf eine Einsicht in die Akten der Betreiber.

Gerade deshalb empfinden wir es als wenig hilfreich auf der Basis unbelegter Spekulationen Ängste schüren zu wollen. Unsere Vorbehalte zur Informationspolitik der gegenwertigen Landauer Kraftwerksbetreiber haben wir bereits öffentlich gemacht. Die Präferenz elektronischer Kommunikationsmittel, allen voran das durchaus umstrittene „Whatsapp“, ist nach unserer Auffassung zu oberflächlich und zwingt Kritiker der sozialen Medien per se dazu sich auf ein Medium einzulassen, das diese eigentlich ablehnen. Selbstverständlich steht es jedem frei, in erster Linie ist hier die unmittelbare Nachbarschaft gefordert, sich dieses Instrument zu Nutze zu machen. Ob tatsächlich alle Ereignisse gepostet werden, entzieht sich unsere Kenntnis. Im Interesse der Sache ist der Entschluss „Whatsapp“ zu nutzen allerdings durchaus verständlich. Leider verzichtet die Bürgerinitiative Landau, obwohl als Nachbar dafür prädestiniert, auf die Nutzung aller Möglichkeiten zur Information und setzt sich damit dem Vorwurf spekulativer Berichterstattung aus. Werner Müller sei empfohlen „das Eine (Beobachten) zu tun ohne das Andere (Informationsquellen nutzen) zu lassen“.

Unsere Erfahrung ist, dass der Betreiber unsere Anfragen immer rasch beantwortet hat.

Fazit:
Nichts ist mehr so, wie es vor 10 Jahren war! „Entwarnung“ kann nicht gegeben werden. Es ist leider nicht gelungen die Abstellung der beiden Kraftwerke in Landau und Insheim durchzusetzen. Trotzdem haben die Aktivitäten der Bürgerinitiativen und seit 2 Jahren von „Pfalz Parterre“ zu einem Umdenken geführt, das die Implementierung neuer Projekte mindestens erschwert hat. Auf Unwägbarkeiten, explizit firmeninterne Umstrukturierungen, haben wir keinen Einfluss. Vielleicht spricht ja der Aktienkurs des Unternehmens „Daldrup“ auch für sich. Dieser nährt sich raschen Schritts der Null-Marke.

 

von Ute Bauer

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