Aus der Traum? Daldrup trennt sich von Anteilen an der „geox“ und der „Geysir Europe“

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Wie geht es mit dem neuen Miteigentümer in Landau weiter?
Für Kenner der Materie kam die Nachricht nicht völlig unerwartet. Dass Daldrup so schnell Fakten schafft, überraschte dann doch. Ist der Übergang der Anteile von 49,9% und 48,9% an der Betreibergesellschaft für das Landauer Kraftwerk, der „geox GmbH“ und an deren Eigentümerin, der „Geysir- Europe GmbH“ der Anfang vom Ende der Aktivitäten des Unternehmens Daldrup als Kraftwerksbetreiber? Blicken wir zurück!
Als Daldrup die ersten Anteile von den Gründungsgesellschaftern der „geo-x GmbH“ übernahm, war die erste Euphorie über das angebliche Jahrhundertprojekt der Energiewende, das von Zwischenfällen geplagte Geothermie-Kraftwerk in Landau, längst verflogen. Nach einem Ereignis im Jahr 2009, bei dem es zu zahlreichen Schadensmeldungen in Landau kam, war die Luft raus. Die Anlage konnte nur noch mit verminderter Leistung gefahren werden. Immer wieder gab es Probleme mit der schlechten Injektionsbohrung, über die das Tiefenwasser wieder zurück in den Untergrund gepresst wird. Auf Grund völliger Ignoranz und Überforderung der Altbetreiber wurde unter wohlwollendem Wegsehen des Bergamts solange weitergewurstelt, bis es am 13.03.2014 zur Eskalation der Ereignisse kam. Rund um das Kraftwerk hob sich der Boden an. Als Grund wurde eine defekte Dichtung im Bereich der Injektionsbohrung angegeben. Ob das der einzige Defekt war, ist bis heute offen und immer noch nicht abschließend geklärt.

Kurz vor dem Ereignis in 2014 hatte Daldrup das zweite Anteilspaket an der „geo-x GmbH“ von den „Pfalzwerken“ übernommen und war somit im Besitz von 90% der Anteile. 10% wurden noch von der „ESW“ gehalten und kürzlich an Daldrup verkauft. Die Abstellung des Kraftwerks, das erst im letzten Quartal 2017 den Probebetrieb wieder aufnehmen konnte, war ein harter Schlag für den von der Stadt Landau als „Hoffnungsträger“ gefeierten Bohrunternehmer Daldrup. Eine Kette von Prozessen im Zusammenhang mit der Übernahme der Anteile von der „ESW“ und den „Pfalzwerken“ endete erst vor kurzem mit einem Vergleich.

Immerhin brachte Daldrup die marode Anlage im Süden Landaus, begleitet durch Kontrollen der Gewerbeaufsicht, angesiedelt bei der SGD-Süd in Neustadt, auf einen technischen Stand der das Risiko für die Anwohner minimieren soll. Daldrup tätigte Investitionen in die Anlagenüberwachung und baute Anlagenteile, die nicht dem Stand der Technik entsprachen, aufwendig um. In wie weit diese Maßnahmen einen Anteil an dem schlechte Abschluss der „Daldrup & Söhne AG“ haben, ist unbekannt.

Über erste Anzeichen einer bevorstehenden Umstrukturierung haben wir zu Beginn des Jahres Kenntnis bekommen. Der bisher als Geschäftsführer der „geox GmbH“ genannte Curd Bems, auch Anteilseigner an der „Geysir Europe GmbH“ zog sich immer mehr, einer Information zu Folge wohl aus persönlichen Gründen, aus dem Geschäft zurück. Als der „neue Mann“ an der Spitze in Landau fungierte fortan der bisherige Betriebsleiter, Nikolas Tzoulakis, ein ausgewiesener Kenner der Materie.

Daldrups zweites Standbein, die Nutzung der Erdwärme im bayrischen Molassebecken, wo umfangreiche Wärmenetze zur Versorgung der Landeshauptstadt München, einen Beitrag leisten, scheint ebenfalls nicht so rund gelaufen zu sein, wie Daldrup das immer in der Öffentlichkeit darstellte. Die Inbetriebnahme des Vorzeigeprojekts Taufkirchen wurde immer wieder verschoben, was laut Pressebericht zu den hohen Verlusten wohl einen Beitrag leistete.

Dass Daldrup sich jetzt auf sein Kerngeschäft – das Bohren – zurückbesinnt und im Bereich „Tiefe Geothermie“ Ballast abwirft um sein Unternehmen wirtschaftlich wieder auf Kurs zu bringen, erscheint aus unternehmerischer Sicht logisch.

Doch wie geht es jetzt in der Südpfalz weiter und wie sehen die angekündigten Umstrukturierungsmaßnahmen aus? Wer eine Antwort auf den Internetseiten der „geox“ oder der „Geysir Europe“ sucht, bleibt erfolglos. Beide Seiten befinden sich momentan im „Umbau“.

Dass jetzt ein Luxemburger Fonds ins Geschäft mit Erwärme einsteigt, muss mit einem gewissen Argwohn zur Kenntnis genommen werden. Unternehmen, die alleine der Rendite ihrer Anleger verpflichtet sind, pflegen wenig Interesse an kostenintensiven Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten zu haben, drücken diese doch das Ertragsergebnis. Wahrscheinlich hat die „IKAV“ eh nur Interesse an den Anteilen an den Erlaubnisfeldern rund um München und im Oberrheingraben, locken hier doch fette Gewinne durch die Vermarktung von Wärme an Energieversorger mit umfangreichen Nahwärmenetzen.

Auch in Landau hat der Betreiber seine Wertschöpfungskette auf die Vermarktung von Wärme umgestellt und profitiert hier von Verträgen aus der Vergangenheit. Ob der seit 2014 eingeschlagen Weg, einen sicheren Anlagebetrieb gewährleisten zu können auch mit den neuen Anteilseignern fortgeführt werden kann, hängt im Wesentlichen von der Mannschaft vor Ort ab. Auf jeden Fall darf man gespannt sein!

von Ute Bauer

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