Suche nach Lithium

S

oder wie Journalisten auf geschönte Darstellungen hereinfallen Teil 2


Unsere Antwort an die Journalistin:

Sehr geehrte Frau Schüssler,
durch Zufall haben wir heute, am 05.04.2019, ihren Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 13. November 2018 zum Thema Lithiumgewinnung als weitere Wertschöpfungskette bei der „Tiefen Geothermie“ erhalten und natürlich aufmerksam gelesen. Die jetzt in Baden Württemberg ihre Fühler ausstreckende Firma, die „Deutsche Erdwärme“ mit Sitz in Karlsruhe, ist in der benachbarten Südpfalz wegen des vorläufig als gescheitert zu betrachtenden Versuchs ein Geothermie-Projekt im Kreis Germersheim auf den Weg zu bringen, bestens bekannt.
Ähnlich wie in Baden ist das Thema Lithium auch im Umfeld der beiden existierenden Geothermie-Kraftwerke, in Landau und Insheim, im Zuge der Diskussion um die Elektromobilität in den Fokus der Betreiber gerückt. Obwohl wegen des erheblichen technischen Aufwands im Moment noch als hochgradig unrentabel einzuschätzen, liebäugeln die Betreiber im Rahmen von Forschungsprojekten auf die Ausschüttung üppiger Fördermittel aus den Töpfen von Bund und Land, aber auch aus der EU.
Als Nachbarn der beiden südpfälzischen Anlagen, wir wohnen in Insheim in der Pfalz (4 km von Landau), kennen wir seit 2013 bestens die »Wohltaten« der Tiefen Geothermie. Bedingt durch mehr als 130 Erdbeben, deren Auswirkungen im benachbarten Rohrbach deutlicher wahrnehmbar sind als am Kraftwerksstandort Insheim, und diverser technischer Probleme bis hin zu einem glimpflich verlaufenden Isopentan-Zwischenfall, sind wir ob des jetzt am Horizont auftauchenden Gefahrenpotentials, hochgradig sensibilisiert.
Offensichtlich stützt sich Ihr Bericht fast ausschließlich auf Informationen aus dem Hause „Deutsche Erdwärme“ und ist dadurch zwangsläufig einseitig. Leider haben Sie es offensichtlich nicht für nötig erachtet zur „Deutschen Erdwärme“ eine Hintergrundrecherche durchzuführen, denn sonst hätten Ihnen einige Ungereimtheiten auffallen müssen, die letztendlich zu dem desaströsen Ausgang der 2017 im Kreis Germersheim stattgefundenen Bürgerentscheide (über 95% Ablehnung in Lustadt).
Lutz Stahl, der Geschäftsführer des Unternehmens, hat bis heute, trotz wiederholter Aufforderung – trotz seiner damaligen Zusage – nicht offengelegt, wer seine Geldgeber im Hintergrund sind. Recherchen führten zu den einschlägigen Steueroasen, allen voran die Insel Jersey im Ärmelkanal.
Stahl und seine Hintermänner haben Zweifel an ihrer Seriosität bislang nicht ausräumen können. Die Vermutung, es handele sich bei den Projekten von Stahl um ausgefeilte Anlagemodelle um Privatanleger oder Rentenfonds als Geldgeber zu gewinnen, steht weiterhin im Raum. Immer wieder tauchen Geothermie-Projekte im Zusammenhang mit unseriösen Anlagemodellen, in den Medien auf.
Aufgrund der schlechten Selbstdarstellung und einer miserablen, von Arroganz bestimmter Öffentlichkeitsarbeit, die mit zu dem Debakel in der Südpfalz nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, wurde offensichtlich der PR-Mann »ausgewechselt«. Der „Neue“, Manfred Dittmer, nennt eine interessante und einschlägige Vita sein Eigen:
Manfred Dittmer
Diplom-Wirtschaftsjurist (FH) Wirtschaftsrecht Uni Lüneburg war bei
Arthur Andersen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft
   Senior Consultant Internationale Fördermittelberatung (state aid)
– Ernst & Young
   Senior Consultant Internationale Fördermittelberatung (state aid) / Ansiedlungen
Also ein astreiner Lobbyist mit Erfahrung in der Akquise von Geldern der öffentlichen Hand, die immer dann einspringen muss, wenn den angeblich so umweltfreundlichen „Leuchtturmprojekten der Energiewende“ wegen der ungeklärten technischen Probleme die finanzielle Luft auszugehen droht. Bisher waren Tomatenplantagen oder Fischzuchten der Notnagel, warum also jetzt nicht Lithium?
Interessant dabei ist auch die Tatsache, dass die Protagonisten und Entwickler der Gedankenmodelle zur Akquise von Fördermitteln immer einem kleinen Personenkreis aus dem Umfeld der gescheiterten Schweizer Geothermie-Projekte (u. a. Basel) zu zuordnen sind, zu dem auch Prof. Dr. Thomas Koch (KIT-Karlsruhe) und der gegenwertige Geschäftsführer des Insheimer Kraftwerks, Jörg Uhde, gehört.
Die Behauptung, es gäbe kein Verfahren um Lithium aus dem Tiefenwasser der Geothermie-Kraftwerke zu gewinnen, ist so nicht zu halten. Es mag sein, dass es wegen der bereits erwähnten Unwirtschaftlichkeit, der Anteil an Lithiumchlorid ist mit 120 mg/l nicht gerade berauschend, und des daraus resultierenden, erheblichen Aufwands bisher keine Pilotanlagen gibt. Aber aus technischer Sicht ist eine Lithium-Gewinnung ohne weiteres möglich. Was die „Deutsche Erdwärme“ allerdings verschweigt ist der immense Energieverbrauch und der exzessive Einsatz diverser Chemikalien (Salzsäure, Soda-Lösung etc.), der eine ausgefeilte Logistik neben Fabrikanlagen von erheblicher Dimension erforderlich macht.
Soll dann aus dem isolierten Lithiumchlorid metallisches Lithium vor Ort gewonnen werden, kann dies nur mittels Schmelzflusselektrolyse geschehen. Zwar handelt es sich hier um ein über 100 Jahre altes Verfahren, doch muss das Umfeld dafür passen. Es ist ein grundlegender Unterschied, ob dieser Prozess in einem geschützten, logistisch und sicherheitstechnisch optimal ausgestatten, industriellen Umfeld passiert, oder quasi auf der grünen Wiese mit einer „Freiwilligen Feuerwehr“ als Rückfallebene.
Da bei diesem Verfahren große Mengen Chlor – als Kampfgas im ersten Weltkrieg zur Anwendung gekommen – als Abfallprodukt zwangsläufig anfällt, benötigt weitere sicherheitstechnisch aufwendige Maßnahmen und eine nahtlos anschließende Weiterverwertungskette, um eine Lagerung vor Ort zwingend zu vermeiden oder sicher zu gestalten. Zum Abschluss möchten wir Sie noch auf einige „Unschärfen“ in Ihrem Bericht aufmerksam machen:

  1. In Landau gab es eine Hebung mit Auswirkungen ins Umland bis Edesheim (ca. 10km) und nicht Senkungen.
  2. Die Feststellung bezüglich der „zahlreichen“ linksrheinischen Anlagen in der Südpfalz fehlt zumindest ein Hinweis darauf, dass Landau und Insheim nur mit der minimalsten Leistung (ca. 30% der geplanten Maximal-Leistung) betrieben werden können und man dringend nach einer Produktionserweiterung zum Zwecke der Effizienzsteigerung sucht.
  3. Die Alt-Anlagen in Soultz-sous-forets wurden per Dekret der französischen Regierung nach 20 Jahren „Stotterbetrieb“ für  wirtschaftlich erklärt. Über die Qualität des von Lutz Stahl immer wieder ins Feld geführten Kraftwerks in Rittershofen (Elsass) ist nichts bekannt.

Fall Sie noch mehr über die Tiefe Geothermie erfahren möchten, empfehle wir Ihnen folgenden Link:
www.pfalz-parterre.de
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Bauer

von Ute Bauer

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