Bürgerentscheid zur Tiefen Geothermie

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Presseerklärung vom 19. September 2017

Nur noch wenige Tage trennen die Bürger im Kreis Germersheim vom Tag der Entscheidung über die Zukunft der „Tiefen Geothermie“ im Kreis. Auch wenn die rechtliche Verbindlichkeit eines Bürgerentscheids am 24.09. als gering angesehen werden muss, kommen die Projektanten des geplanten Geothermie – Kraftwerks, dessen oberirdische Anlagen zunächst auf der Gemarkung der Gemeinde Lustadt zu liegen kommen sollten, an dem starken Signal nicht vorbei, sprechen sich die Bürger gegen das Projekt aus.
Viele Fragen an die Betreiber des Projekts, die „Deutsche Erdwärme“ und ihren Geschäftsführer Lutz Stahl, warten immer noch auf eine Beantwortung. Nachdem Stahl und die „Deutsche Umwelthilfe“ ihre als Werbeveranstaltungen getarnten sogenannten Informationsveranstaltungen kurzfristig ausgesetzt haben, ist es still um das Karlsruher Zweimannunternehmen geworden. Stahl schweigt sich zum Stand des Rückbaus der offengelassenen Bellheimer Bohrung ebenso aus, wie über seine Verbindungen ins „Steuerparadies“ Jersey, die er zumindest nicht bestreitet. Das alles schafft kein Vertrauen und nährt die Zweifel an der Seriosität des Unterfangens.
Dabei befindet sich Stahl mit seiner Verweigerungshaltung in guter Gesellschaft. Der Fragenkatalog der Interessengemeinschaft gegen Tiefe Geothermie „Pfalz Parterre“ stieß bei den politisch Verantwortlichen im Lande auf wenig Gegenliebe. Neben der MdL Christine Schneider (CDU) als Vertreterin der Opposition, hat bisher lediglich die Umweltministerin Frau Höfken (Grüne) auf das Schreiben reagiert. Die in ihrem Brief wiedergegebenen Positionen lassen weder den Willen zu einer politischen Lösung erkennen, noch sind die von ihr vorgebrachten Argumente neu.
Weder die Ministerpräsidentin noch der in seiner Funktion für das Bergamt zuständige Wirtschaftsminister Dr. Wissing (FDP) haben bisher auf unser Anschreiben reagiert. Das finden wir bedauerlich.
Um den Bürger(innen) im Kreis eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, hier nochmals unsere Hauptargumente gegen die Tiefe Geothermie in Kürze:
– Unkalkulierbare Risiken durch Tiefenbohrungen in mehrere tausend Meter Tiefe können zu induzierten Beben und Bodenbewegungen führen. Dadurch sind Schäden an Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen möglich.
– Laut einer von der Regierung der Niederlande in Auftrag gegebenen Studie wurden „Mikrobeben“ in der Vergangenheit unterschätzt und können zu starken Beben mit katastrophalen Ausmaßen eskalieren.
– Regulierungen im Schadensfall sind nach wie vor ungeklärt.
– Es besteht die Möglichkeit der Grundwasserverschmutzung durch ausgetretenes Tiefenwasser und Öl aus der Verlustschmierung der Förderpumpe.
– Bei der Injektion des abgekühlten Tiefenwassers in den Untergrund ist Fracking wahrscheinlich.
– Anreicherung natürlicher Radionuklide in den Betriebsrückständen des Primärkreislaufs können bei unsachgemäßer Handhabung und Lagerung gesundheitliche Langzeitschäden zur Folge haben.
– Nicht vorhersehbare Auswirkungen durch den Kraftwerksbetrieb in einem unbekannten Umkreis um das Kraftwerk, da die Bohrungen im Untergrund viele Kilometer abgelenkt werden können.
– Beeinflussung des Kleinklimas durch großflächige Luftkühlerbatterien.
– Leichtentzündliche Transmitter stellen hohe Anforderungen an die Feuerwehren und benötigen große Flächen für die Zufahrt und evtl. notwendige Schutzzonen. Stichwort Störfallbetrieb!
– Bei einem Wirkungsgrad von 3 – 6% (Stromproduktion) trägt ein Geothermie – Kraftwerk nur minimal etwas zur Energiewende bei.
– Die Kosten für in der Regel nicht benötigte Nah / Fernwärme – Netze gehen zu Lasten der oft klammen Gemeinden.
– Wärmenetze sind hoch umstritten und schaffen Monopolsituationen durch Anschlussverpflichtungen und langenlaufenden Verträgen bei gleichzeitigem Rückbau oder Nichtbereitstellung „klassischer“ Infrastruktur.
Fazit: Geothermie – Kraftwerke sind umweltschädlich und unwirtschaftlich. Sie rechnen sich nur durch hohe Subventionen. Der Wertverlust am Eigentum der Bürger, die das volle Risiko tragen müssen, wird billigend in Kauf genommen, während den Betreibern die risikofreie Implementierung einer optimierten Wertschöpfungskette ermöglicht wird, die die Allgemeinheit durch Steuern und die überhöhten Versorgungspreise auch noch mitfinanzieren muss.
Risikoreich! Unwirtschaftlich! Verbraucherfeindlich!  So haben wir uns die Energiewende nicht vorgestellt!
In eigener Sache: In Kürze gibt es „Pfalz Parterre“ online. Sie finden die Interessengemeinschaft gegen Tiefe Geothermie unter der Adresse http://pfalz-parterre.de. Dort präsentieren wir viele interessante Informationen zum Thema „Tiefe Geothermie“ und aktuelles zu unseren Aktivitäten rund um die Geothermie nicht nur in der Südpfalz. Schauen Sie immer mal wieder vorbei, bald ist es soweit!

von Ute Bauer

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